Wie aber erzeugt man überhaupt mit einer Suchmaschine, vor allem in Konkurrenz zu Marktführer Google, aber auch Bing selbst, relevant Traffic? "Vor allem in den vergangenen zwei Jahren sieht man bei uns ein wenig die berühmte Hockeystick-Kurve", sagt Christian Kroll. Ecosia.org habe heute 1,5 Millionen Daily Active User.
75 Prozent davon seien Desktop-Nutzer, viele davon über Plugins für verschiedene Browser. Der Rest nutze die Apps für Android und iOS. Nach Schätzungen des Statistikdienstes Similarweb steht Ecosia mit zuletzt fast 80 Millionen Visits im November auf Platz 636 der größten Webseiten der Welt.
Dass diese Nutzerzahlen und eine solche Reichweite nicht organisch nur dank einer guten Idee entstehen, zeigt sich ebenfalls im monatlichen Financial Report. Im vergangenen Oktober betrugen die Marketing-Kosten demnach über 220.000 Euro – das ist mehr, als der Betrag, der in die aktuell 20 verschiedenen Aufforstungs-Projekte investiert wurde.
Kroll sagt: "Das Prinzip ist: Solange wir durch höhere Ausgaben im Marketing auch mehr Bäume pflanzen können, machen wir das gerne." Ecosia nutze klassische Marketing-Kanäle wie Facebook und sogar Google, um auf die grüne Suchmaschine aufmerksam zu machen. Viel laufe auch über Mundpropaganda und die starke Pressearbeit.
2018 hat es Ecosia gleich zweimal geschafft, mit sehr medienwirksamen Aktionen für Gesprächsstoff zu sorgen und die Bekanntheit zu steigern. Erst machte das Unternehmen dem Energiekonzern RWE ein Angebot über eine Million Euro, um den Hambacher Forst zu kaufen und so vor der Abholzung zu retten. "Der PR-Effekt war natürlich toll. Aber beim Angebot an RWE ging es uns wirklich darum, dass der Hambacher Forst stehen bleibt", so Kroll.
Wenige Wochen später übertrug Ecosia 99 Prozent des GmbH-Kapitals und ein Prozent der Stimmrechte an die Schweizer Purpose-Stiftung – und machte das Unternehmen so zu Treuhandeigentum. "Ecosia wird immer mehr zu einer großen Umweltbewegung, die man weder besitzen, noch verkaufen können sollte", erklärt Christian Kroll. Die Stiftung werde bei allen Verkaufs- oder Gewinnausschüttungsplänen immer Veto einlegen. "Meine rund 50 Prozent der Anteile sind jetzt, glaube ich, 50 Euro wert."
Die andere Hälfte der GmbH hält bis heute ein in der Branche nicht ganz Unbekannter: Tim Schumacher, unter anderem Gründer vom Domain-Marktplatz sedo.com und Macher vom Adblock Plus-Betreiber Eyeo. Seit 2013 ist Schumacher mit an Bord und habe sich gemeinsam mit Christian Kroll für den Stiftungs-Schritt entschieden.
Wie der Ecosia-Gründer Tim Schumacher kennengelernt und von der Idee überzeugt hat, was genau ein "Tree Planting Officer" macht und wie die Vision von Ecosia aussieht, erfährst du in der aktuellen Folge des OMR-Podcasts.
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Dieser Artikel ist zuerst bei Online Marketing Rockstars (OMR) erschienen.