Heute ist Tag 10 von 88 meines Experiments als digitale Nomadin auf Bali. Die erste Woche habe ich damit verbracht, meine Arbeit und mein Leben hier zu organisieren. Klima- und Zeitumstellung sind nicht so einfach zu bewältigen. Und auch bis die Technik einwandfrei funktioniert, braucht es Geduld und regelmäßig Strom, der hier jeden Tag mindestens einmal für längere Zeit ausfällt. Aber langsam komme ich in den Bali-Flow.
Im Moment erlebe ich mein zeit- und ortsunabhängiges Arbeiten als sehr ungewohnt. Die Routine des Schreibtischjobs mit einer 40-Stunden-Woche ist noch zu tief in den Synapsen meines Gehirns verankert. Fünf Tage arbeiten, am Wochenende frei. Veränderung braucht eben seine Zeit. Das musste ich erfahren, als ich am Montag ambitioniert in den ersten richtigen Arbeitstag startete und versuchte, meinem Ruf als Arbeitstier gerecht zu werden. Ich redigierte fleißig Texte und Konzepte, beantwortete Stunden lang meine E-Mails und hatte einen längeren Facetime-Call mit meiner Geschäftsführerin in Hamburg. Dumm nur, dass ich quasi schon nach dem Aufstehen damit begann meine Arbeitswut aus dem Käfig zu lassen, obwohl zu Hause noch alles schlief. Die virtuellen Konversationen zogen sich dann bis in die späte Nacht. Im Prinzip könnte ich auf Bali von 9 Uhr bis Mitternacht am Schreibtisch sitzen. Hilfe! Aus! Ende! Ich bin ins Paradies geflogen, um meine Akkus aufzuladen. Also habe ich Mitte der Woche meine Arbeitszeit umgestellt und erst um 16 Uhr Ortszeit losgelegt. Auch das war nicht ideal, denn drei Stunden später ist es hier stockduster und Balis aufregendes Nachtleben wartet. (Hier kann man wirklich gut ausgehen.)