“Ich höre eigentlich nur Positives”
Die doppelte Herausforderung beflügelt. Marina fühlt sich mit dem Projekt insgesamt freier und unabhängiger. Zu erkennen, dass ihr die Selbständigkeit liegt, das Sideprojekt genau das Richtige für sie ist, war vor allem “auf der Bewusstseinsebene eine positive Veränderung” und hat, auch wenn Arbeit nicht alles ist, zu einer verbesserten Lebensqualität beigetragen.
Auch Julian ist definitiv glücklicher, seit er seinen Blog betreibt. Der beste Moment ist für ihn, wenn er auf den Publish-Button drückt: “Es läuft mir tatsächlich immer so ein kleines Schmunzeln über die Lippen.”
Auch die Resonanz aus dem familiären und beruflichen Umfeld ist positiv. Julians Freundes- und Kollegenkreis gehört zu seiner treuesten Leserschaft, darunter sind auch viele, die sich persönlich nicht für Laufsport interessieren.
“Ich höre eigentlich nur Positives”, sagt auch Marina. Oft schwingt bei dem Zuspruch auch Bewunderung für ihren Mut mit. Das sieht sie selbst anders, ein großes finanzielles Risiko ist sie bislang nicht eingegangen.
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Eine Bereicherung für den Job?
Im besten Fall lernt man durch ein Nebenprojekt viel Neues dazu - und schöpft Inspiration, die man wiederum in den Job einbringen kann. Der aktuellen Deloitte-Millenial Studie zufolge steigt die berufliche Loyalität der Generation Z mit der Flexibilität, die ihr im Job gegeben wird.
Unternehmen, deren Haltung mit der ihrer jungen Mitarbeiter übereinstimmt, werden außerdem als erfolgreicher wahrgenommen. Zwar gehören Marina und Julian zur Vorgängergeneration, dem Ergebnis der Studie stimmen beide jedoch zu.
Marina ist durch ihr Nebenprojekt im Job motivierter als vorher, freut sich über die Abwechslung zwischen dem Arbeitsalltag im Büro und der Arbeit als Freie, bei der sie in der Regel auf sich gestellt ist. Julian sagt von sich selbst, er habe seit Beginn des Sideprojektes sein Zeitmanagement verbessert und sei disziplinierter geworden.
Außerdem hat er sich beim Bloggen ein paar Kniffe in agilem Projektmanagement angeeignet, die er inzwischen auch im Job nutzt. “Gleichzeitig profitiert das Sideprojekt davon, dass ich ansonsten größere Projekte manage und es gewohnt bin, mehrere Bälle gleichzeitig zu jonglieren.” So befruchten sich Hauptprojekt und Sideprojekt gegenseitig.
Der Weg ist das Ziel
Wirklich fertig ist man als Sidepreneur mit der Arbeit eigentlich nie: es gibt immer etwas zu tun um voranzukommen. Auch Marina und Julian haben 2019 Einiges vor.
Marina wird weiter daran arbeiten, ihre Webseite auszubauen und Akquise betreiben. Im Januar reist sie für drei Monate durch Asien. Sie wird herausfinden, wie es ist, von unterwegs zu arbeiten. Irgendwann möchte sie das Sideprojekt zum Hauptberuf machen. Julian will seinen Blog weiter professionalisieren. Und er will mehr schreiben, der Redaktionsplan für die kommenden Monate ist bereits gefüllt. Unter anderem steht da etwas von Two Oceans, einem Ultramarathon durch Südafrika, an dem er 2019 teilnehmen wird. Auf seinem Blog wird er darüber berichten.
Auf die Frage, was die beiden aus der Erfahrung Sidepreneurship der vergangenen sechs Monate mitnehmen, sagen beide: Machen! Wer mit dem Gedanken spielt, ein nebenberufliches Unternehmen zu starten, sollte den ersten Schritt einfach gehen.
Nur wer ausprobiert, findet heraus, ob eine Idee funktionieren kann, ob ein zweites berufliches Standbein das Richtige ist. Wenn es dann auch noch ein Projekt ist, an dem das Herzblut hängt, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen.
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5 Tipps für Side Hustler
- Machen! Einfach mal anfangen, anstatt nur darüber nachzudenken. Ausprobieren lohnt sich.
- Suche ein Sideprojekt, das deine Talente fordert. Sidepreneurship sollte man gern und gut betreiben.
- Die Webseite ist das Aushängeschild für dein Nebenprojekt. Wähle den Webseite-Baukasten eines Anbieters, dem du vertraust und dessen Produkt dich anspricht.
- Sei geduldig! Nicht alles funktioniert von heute auf morgen. Mach dir einen Projektplan und setze dir Zwischenziele. Organisation zahlt sich aus.
- Bleib locker. Wenn man Sideprojekte als Ergänzung und Ausgleich sieht, können sie beflügeln und sind eine Bereicherung.
Über die Autorin: Franziska Thoms studierte Medienmanagement und Medienkommunikation. Nach Stationen bei der ProSiebenSat1 Medien SE und Trillr ist sie seit Anfang 2018 für GoDaddy als Social Media & Content Managerin DACH tätig.