In Zukunft benötigen Organisationen vor allem Mitarbeiter mit ausgeprägten gestalterischen Fähigkeiten. Mitarbeiter, die den Status quo hinterfragen, unentdeckte Potenziale erkennen, Menschen und Maschinen miteinander vernetzen und außergewöhnliche Ideen entwickeln.
Künstliche Intelligenz in all ihren unterschiedlichen Formen und Ausprägungen kann diese komplexen menschlichen Aufgaben heute noch nicht einmal ansatzweise übernehmen. Ohne kreative Menschen, die wissen, wie man sie sinnvoll einsetzt, sind digitale Assistenten, Chatbots oder kooperative Roboter also völlig nutzlos. Unternehmen sind daher gut beraten, der "kreativen Intelligenz" ihrer Mitarbeiter endlich einen hohen Stellenwert einzuräumen und sie gezielt zu fördern.
Damit das gelingt, muss sich vor allem etwas in den Führungsetagen der Unternehmen verändern. Denn mit einer Mitarbeiterführung aus dem Industriezeitalter, die auf Effizienz, Fehlervermeidung und Abteilungsdenken ausgerichtet ist, lassen sich keine Rahmenbedingungen für kreatives Arbeiten schaffen.
Es wird daher Zeit für einen neuen Führungsstil, bei dem Spiel, Kreativität und Empathie im Mittelpunkt stehen. Jack Ma, Gründer der weltgrößten Handelsplattform Alibaba, forderte auf dem World Economic Forum 2018 in Davos sogar, unser gesamtes Bildungssystem auf genau diese künstlerisch-kreativen Fähigkeiten auszurichten. Andernfalls werden wir in Zukunft große Probleme bekommen, so Ma.
Bevor eine neue Generation von kreativen Azubis und Studenten in die Unternehmen strömt, wird allerdings noch einige Zeit vergehen. Bis dahin sind die Unternehmen selbst dafür verantwortlich, die kreative Intelligenz ihrer Mitarbeiter optimal zur Entfaltung zu bringen. Das erreichen sie, indem sie ein offenes und experimentierfreudiges Umfeld schaffen, in dem Mitarbeiter bestmögliche Lösungen für ihre Kollegen und Kunden finden.
Künstliche Intelligenz wird den Menschen dabei nicht ersetzen, sondern ihn entlasten und unterstützen. Das belegt auch eine Studie des Marktforschungsinstituts Gartner. Sie geht davon aus, dass bis zum Jahr 2020 durch künstliche Intelligenz weltweit 2,3 Millionen neue Arbeitsplätze entstehen werden.
Die Angst, dass künstlich-intelligente Kollegen den Menschen bald verdrängen, ist also absolut unbegründet. Vielmehr ist davon auszugehen, dass Mitarbeiter und Maschinen bereits in naher Zukunft immer enger zusammenarbeiten werden. Das größte Potenzial werden daher Unternehmen entwickeln, die genau das verstanden haben und nach der Formel "künstliche Intelligenz (KI) x kreative Intelligenz (KI) = Mehr Erfolg" arbeiten!
Auch interessant: Fluch & Segen: Was wir von künstlicher Intelligenz erwarten können
Über den Autor: Jens Möller ist Innovationscoach, Autor und Speaker. Er ermutigt Menschen und Unternehmen dazu, ihr kreatives Potenzial zu erkennen, zu entwickeln und erfolgreich für sich zu nutzen.