Der digitale Wandel verändert die Arbeitswelt massiv. Technologien beeinflussen Arbeitsplätze und Unternehmen. Auch Mitarbeiter gehen mit anderer Einstellung ans Werk. Aber wie stellt sich ein Großkonzern wie P&G für die Zukunft der Arbeit auf?
Gabriella Maria Bassu 21. März 2018
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Wenn es um New-Work-Konzepte geht, spielt immer auch die Raumgestaltung eine wichtige Rolle. So auch bei Procter & Gamble (P&G). Die Deutschlandzentrale folgt in ihrer Gestaltung dem Open-Space-Konzept: Die Mitarbeiter im Taunus arbeiten also auf gut deutsch in einem Großraumbüro. Viele Unternehmen gestalten ihre Räume heute offen. Gemeinsames Arbeiten auf freier Fläche fördert Kommunikation, Austausch und Zusammenarbeit. Auch bei P&G soll die Raumaufteilung dazu beitragen, Siloverhalten einzudämmen, jeden Arbeitnehmer ins große Ganze zu involvieren. Jeder Einzelne wisse, so Pressesprecherin Gabriele Hässig, dass und wie die eigene Arbeit in die Strategien und den Arbeitsplan der Firma insgesamt einfließt. Und dafür soll der Arbeitsraum die richtige Atmosphäre schaffen.
Noch ein Vorteil bei einer solchen Bürogestaltung: Das Unternehmen kommt mit weniger Bürofläche und gegebenenfalls auch weniger Möbeln aus. Das spart Kosten. Was die Raumplanung anbelangt, greift P&G auf internationale Erfahrungswerte zurück. Zwar bedarf es beim Open Space weniger Platz im Bürobereich, dafür aber mehr in gemeinsam genutzten Räumen. Die einzelnen Mitarbeiter oder Teams selbst entscheiden, wo sie welche Aufgabe am besten erledigen können.
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Procter & Gamble
Procter & Gamble (P&G) ist eines der weltweit größten Unternehmen überhaupt. Der US-Konsumgüterkonzern mit Haupsitz in Cinncinnati (US-Staat Ohio) ist in 80 Ländern mit insgesamt 95.000 Beschäftigten aktiv und verzeichnete im Geschäftsjahr 2017 weltweit einen Umsatz von 65,1 Milliarden US-Dollar (rund 53 Milliarden Euro). Bei der Procter & Gamble Deutschland GmbH mit Hauptsitz in Schwalbach sind über neun weitere Standorte verteilt allein mehr als 9.000 Menschen beschäftigt. Der Konzern ist hier mit etwa 30 Marken wie Braun, Gillette oder Pampers auf dem Markt.
Konzentrationsprobe Großraumbüro
Ein Großraumbüro fordert die Mitarbeiter aber auch. Wer schon einmal in einem Zehn-Mann-Großraumbüro (am besten mit klangintensivem Bodenbelag) versucht hat, seine Gedanken zu ordnen, weiß, dass das sehr anstrengend sein kann. Deshalb setzt P&G in Schwalbach auf ein Mischkonzept. "Ganz konkret gibt es bei uns in etwa die gleiche Anzahl an Arbeitsplätzen an einzelnen Schreibtischen wie in größeren Meetingräumen, offen gestalteten Treffpunkten oder kleineren Huddle-Besprechungsräumen", erklärt Hässig. Bei P&G gilt Vertrauensarbeitszeit, auf Kernarbeitszeiten wird hier verzichtet.
Hässig betont Vertrauen und Wertschätzung als der Teil Unternehmenskultur, sieht beides sogar als Grundlage für den Geschäftserfolg. Ein solcher Satz klingt gut, wie die Realität aussieht, steht auf einem anderen Blatt. Dass es in dem amerikanischen Großkonzern eher straff als lax zugeht, sollte aber auch niemanden überraschen."Es geht uns nicht um einen Showeffekt, sondern um Teamgeist, Effizienz und ein hohes Maß an Professionalität. Wir machen, was sinnvoll ist", erklärt die Pressesprecherin. Ein Beispiel: Offenbar funktionierte das System zur Reservierung von Meetingräumen nicht optimal. Die Räume waren zwar theoretisch belegt, jedoch praktisch frei, etwa weil ein Meeting kurzfristig verschoben oder früher zu Ende war. Lichtschranken in den Räumen und grüne und rote Lichter außen als Anzeige auf dem Gang lösen das jetzt. Man merkt: Hier geht es anscheinend ums Geschäft und nicht so sehr ums Wohlgefühl. Was auch nicht schlimmt ist. Das rückt die Unternehmenskultur sogar ein authentischeres Licht.
P&G: ein "Great Place to Work"
Die Mühe scheint sich zu lohnen: Erst vor Kurzem erhielt die Procter & Gamble Service GmbH beim Wettbewerb "Great Place to Work" den Preis "Beste Arbeitgeber in Hessen 2018", den ersten Platz in der Kategorie der Unternehmen mit 251-1000 Mitarbeitern. Bei der Auszeichnung wurde insbesondere das herausragende Engagement in den Bereichen Sozialleistungen und Gesundheitsförderung sowie die sehr konkreten Maßnahmen zur Förderung der Vertrauenskultur bei P&G hervorgehoben. So gibt es zum Beispiel in der Kantine bei P&G in Schwalbach keine Kassierer. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geben den Preis eigenständig in die Kasse ein und das Unternehmen vertraut darauf, dass jeder den richtigen Betrag eingibt.
Bewertungsgrundlage war eine anonyme Befragung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu zentralen Arbeitsplatzthemen wie Vertrauen in die Führungskräfte, Identifikation mit dem Unternehmen, berufliche Entwicklungsmöglichkeiten, Vergütung, Gesundheitsförderung und Work-Life-Balance.
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