O'Neill veröffentlichte eine Kolumne bei Wired und beschäftigte sich tiefer mit der Thematik. Ihre These: Mit den Millionen von Vorher-Nachher-Bildern gibt es nun einen großen Datenschatz von sorgfältig kuratierten Fotos von Menschen vor zehn Jahren und heute.
Die Frage ist: Ist es überhaupt schlecht, wenn die Fotos dafür genutzt würden, um die künstliche Intelligenz für die Gesichtserkennung zu trainieren? Nicht zwangsläufig. Vor allem eine Technologie, die die Altersentwicklung erkennt, könnte dabei helfen, vermisste Kinder wiederzufinden. In Indien zum Beispiel konnten mithilfe einer Gesichtserkennungstechnologie innerhalb von nur vier Tagen fast 3000 vermisste Kinder ausfindig gemacht werden. Wären sie länger vermisst worden, hätten sie sich optisch natürlich mit der Zeit verändert. An dieser Stelle könnte ein fortgeschrittener Algorithmus zur Altersentwicklung hilfreich sein. Außerdem könnte die künstliche Intelligenz dazu beitragen, Kriminelle aufzuspüren.
Auf der anderen Seite könnten unsere Daten dazu genutzt werden, uns personalisierte Werbung auszuspielen. Laut O'Neill könnten schon bald Anzeigendisplays entwickelt werden, die Kameras oder Sensoren enthalten und deren Mitteilungen an Altersgruppen sowie andere visuell erkennbare Merkmale und Kontexte angepasst werden können. So könnte Werbung zielgerichtet ausgestrahlt werden.
Kritiker dieser Theorien argumentierten etwa unter dem Tweet von O'Neill, dass die Profilbilder und somit die Daten doch ohnehin schon auf Facebook verfügbar seien. Das Unternehmen habe also eine derartige Challenge gar nicht nötig. Es würde im Gegenteil sogar mehr Aufwand für den Konzern bedeuten, sollten er tatsächlich die Ten-Years-Challenge für jegliche Zwecke nutzen. Das stimmt. Jedoch ist zu beachten, dass bei den Profilbildern auf Facebook das Veröffentlichungsdatum für Fotos nicht zwingend dem Datum entspricht, an dem das Foto aufgenommen wurde. Menschen teilen ihre Bilder nicht unbedingt chronologisch. Auf Instagram existiert auch keine vorgegebene Mustervorlage. Dort suchen sich die Nutzer selbst ihre Bilder aus und basteln eine Collage für die Challenge.
Die größte Sorge ist jedoch: Neben den beschriebenen Möglichkeiten gibt es unzählige weitere Bereiche, in denen unsere Daten missbraucht werden könnten. Gegenüber Wired stellte ein Facebook-Sprecher klar, dass das Unternehmen in keinem Fall die Daten der Facebook-Nutzer für andere Zwecke nutzen werde. Dass man dem nicht unbedingt vertrauen kann, zeigte allerdings der Skandal mit Cambridge Analytica.